Thursday 17 June 2010

Ach, dieser Nationalismus!


Nationalisten, Nationalisten, Nationalisten!...blablabla...alle Nationalisten!

Alles wird nach dem "nationalistischen" Kriterium geprüft:
Ist diese Tat jetzt nationalistisch? Und was ist mit diesem Symbol? Und dieses Zeichen-chen-lein-chen hier? Ach, das geht gar nicht! Milan Stanković ist blond und die Füße des Adlers auf dem serbischen Wappen sind gelb! Neeee, das ist doch nationalistisch!

Ja, so ist es - alles nationalistisch, alta!

Ich komme aus Bulgarien. Da ist das Thema Nationalismus nicht besonders populär.
Ich lebe seit fast 6 Jahren in Deutschland. Hier ist das Thema sehr aktuell.
Ich habe einiges mit Serbien zu tun. Da ist das Thema auch ziemlich verbreitet, allerdings nicht auf die gleiche Art und Weise wie in Deutschland.
Alle drei der oben genannten Einstellungen und Stimmungen kenne ich. Und alle Erfahrungen, die ich mit diesen drei Ländern in Bezug auf the-hot-topic Nationalismus bis jetzt gemacht habe, haben mich bestimmt beeinflusst. Daraus hat sich eine persönliche Einstellung zu diesem Thema bei mir herausgebildet, die einer als gut, anderer als schlecht einschätzen würde. Mir ist es aber im Großen und Ganzen...schei*egal!

Dazu zwei Fragen, liebe(r) Leser(in), die ich gerne an dein Gehirn richten möchte. Nicht an deinen Mund sondern an dein Gehirn. Ich suche keine Antworten, auch keine Feedbacks, ich strebe nach deiner individuellen Reflektion...

1. Ist Nationalismus wirklich so schlimm?

Ja, wenn wir jetzt eine Arkan-Armee bilden würden oder Hitler aus dem Grab wieder rausnehmen würden, dann würde das nicht besonders friedlich gemeint sein! Wo ist aber die Grenze des Nationalistischen? Wo fängt es an und wo endet es? Du hörst "Ovo sećanje, ruši meni sve..." und reagierst sofort Ach! Wie nationalistisch!. Ja, natüüüüürlich, denn...warte, ich möchte einen tiefen Atemzug nehmen bevor ich die nächste Anreihung von Wörtern bilde, denn das wird eine laaange Erklärung sein...also: denn das Lied wird von Ceca gesungen und Ceca war die Ehefrau von Željko Ražnatović-Arkan...und er war ein böser, böser Serbe, der viel Mist gegenüber anderen ex-jugoslawischen Völkern gebaut hat...und er ist schon tot...aber trotzdem ist Ceca sein geheimes Waffen und...ahaaaa - sie singt von Belgrad, die Hauptstadt von Serbien (Wie nationalistisch ist das denn!)...und sie will wahrscheinlich seine Tätigkeit zumindest in den Herzen der Serben fortsetzen und...ooo, warte! Wahrscheinlich betreibt sie da Gehirnwäsche!...bla...bla..bla...

War die Geschichte nationalistisch?
Bis zur welchen Stelle war sie "normal? Und ab welcher Stelle fing das Nationalistische an?
Ich suche keine Antworten, auch keine Feedbacks...

Ich komme mit meiner eigenen Meinung und These. Diese werde ich jedoch auf keine einzige Art und Weise zu belegen versuchen. Ich will es nicht. Also:

Das Nationalistische schadet nicht. Solange das Nationalistische für eine gesunde patriotistische Stimmung im Volk sorgt, die keinem anderen Volk und keiner ethnischen Gruppe etwas Böses angetan hat, ist das Nationalistische gut. Und zwar nicht einfach gut, es ist wünschenswert.

Denn das so genannte "Nationalistische" würde dem so gelobten Globarisierungsprozess zumindest ein bisschen die Bremsen setzen. Es wird dafür sorgen, dass die Geschichte des eigenen Volks nicht vergessen wird. (Ach, ist das jetzt auch nationalistisch?) Es wird dazu beitragen, dass das jeweilige Volk bzw. ethnische Gruppe seine bzw. ihre Zugehörigkeit zu sich selber nicht aus dem Blick (und der Wahnehmung!) verliert. Das ist genau so wie bei der Geschlechterdarstellung - ich bin eine Frau. Ja, ich zeige, dass ich eine Frau bin. Wenigstens aus dem Grund, dass ich kein Mann bin. (Ach, bin ich jetzt feministisch?)

Ich und Freunde von mir gucken uns morgen das Spiel Serbien-Deutschland mit serbischen Flaggen auf dem Rücken an. Ich bin Bulgarin. Sie sind Serben. Wäre es nationalistisch, wenn sie mit der serbischen Flagge da herumlaufen? Und wäre es nationalistisch, wenn ich als Bulgarin das mache?
Ich suche keine Antworten, auch keine Feedbacks...

2. Warum beschäftigst du dich überhaupt damit?

Das Nationalistische bei jedem zweiten Schritt in deinem Leben zu analysieren...wie geil ist das denn!

Macht das so viel Spaß? Oder willst du jemanden ertappen und Ahaaa, jetzt hab ich dich! (hier würde ich gerne diesen "jemanden" spielen und dir dann sagen: Ja und? Was machst du jetzt mit mir?). Ich frage mich schon seit einiger Zeit - was treibt die Menschen dazu, sich mit Nationalismus zu beschäftigen? Versteht mich nicht falsch: Über Nationalismus informiert zu sein, sich damit eine Weile (e-i-n-e W-e-i-l-e!) beschäftigt zu haben, sich ab und zu darüber zu unterhalten ist ja gar nicht schlimm! Dass aber dein Gehirn ständig auf diesen Schienen fährt...?

Die Suche nach dem Nationalistischen hier und da, der Zweifel, dass etwas ein nationalistisches Zeichen sein könnte, scheint mir genau so doof zu sein wie der Zweifel einer Mutter, dass ihre Tochter Drogen nimmt, nur weil sie eines Abends nicht um 22Uhr wie versprochen sondern um 22.30Uhr nach Hause gekommen ist...

Ich suche keine Antworten, auch keine Feedbacks...


P.S. Bin ich nationalistisch, wenn ich all das geschrieben habe?

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